Dienstag, 5. April 2011

Abschied von Legende Praschak

Verstorben. Günter Praschak war ein Vordenker des modernen Fußballs. Am Montag starb er 82 jährig.

Er arbeitete als Trainer, Spielertrainer, Klubchef und Teamchef der U23 Nationalmannschaft: Günter Praschak, einer der ganz Großen des Salzburger und des österreichischen Fußballs, war unbestritten der „Mister Austria Salzburg“. Ein Fußballnarr mit Verstand, ein Sir.

Günter Praschak ist in der Nacht auf Montag verstorben. Der gebürtige Niederösterreicher übersiedelte nach dem Krieg mit seinem Vater Hans nach Salzburg. Er spielte zuerst beim SAK, dann beim LASK und „seiner“ Austria Salzburg.

Praschak war ein Allrounder. Egal ob als Verteidiger, im Mittelfeld oder im Angriff – sein höchstes Bestreben war immer, alles zu geben und alles dem Erfolg unterzuordnen. Oft auch seine Gesundheit. Als ihm nach einem komplizierten Nasenbeinbruch alle Kollegen rieten, das Spielfeld zu verlassen, bog er die gebrochene Nase wieder zurecht und spielte weiter.

Nicht minder erfolgreich wie im Fußball agierte Praschak als Geschäftsmann in der Versicherungsbranche. Er hatte sich nie nur für den Fußball entschieden. Oder nur für seinen Beruf. Er übte immer beides aus – mit hundertprozentigem Einsatz. Als Voest Coach fuhr er sogar jahrelang täglich nach Linz und zurück. Als Trainer war er Vor- und Wegbereiter des modernen Fußballs. Vor allem, was die Trainingslehre und die Vorbereitung auf die Spiele betraf. So ließ er schon in den 60er Jahren die Salzburger Mannschaft kasernieren. Daher wurde er einst auch als ÖFB Teamchef hoch gehandelt. Er hatte eine große Liebe zu jungen Spielern, respektierte aber auch im höchsten Maße die alten. Und er hatte ein „gutes Händchen“ bei Verpflichtungen. Unter anderem holte er die Topspieler Karl Kodat, Peter Grosser und Heinz Libuda nach Salzburg.

Günter Praschak war ein Mensch mit vielen Ecken und Kanten. Wer ihm widersprechen wollte, musste gute Argumente haben. Aber er war auch ein Mensch mit Humor und viel Herzlichkeit, er konnte nicht nur über andere, sondern auch über sich selbst lautstark lachen. Freunde und Freundschaften waren ihm wichtig. Und er liebte seinen „Reschen“, der nicht herb genug sein konnte. Getrunken hat er ihn allerdings nur in Maßen. Als die Salzburger wieder einmal auf der Pfarrwiese in Hütteldorf gegen Rapid verloren und einige wie ein Häufchen Elend und Limonade nippend in der letzten Reihe im Bus saßen, verließ ihn seine sonst so bemerkenswert gute Kinderstube: „Trinkt einmal was, wer nicht trinken kann, kann auch nicht kämpfen.“ Wer aber zu viel trank, zog sich seinen Zorn zu und handelte sich eine saftige Geldstrafe ein.

Als Mitspieler und Mensch konnte man sich hundertprozentig auf ihn verlassen. Wer Praschak als Gegner gegenüberstand, musste mit blauen Flecken und Gegentoren rechnen. Wer ihn zum Freund hatte, durfte sich glücklich schätzen.

Quelle: Salzburger Nachrichten / Foto: S/N