Montag, 6. Juli 2015

"Ich sehe genug Qualität in der Mannschaft"

Beim SV Grödig blieb nahezu kein Stein  auf dem anderen. Manager Christian Haas blickt der neuen Saison dennoch mit Zuversicht entgegen.

Christian Haas führt seinen SV Grödig in die bereits sechste Profisaison. Nach drei Jahren in der Ersten Liga spielt der Salzburger Dorfclub nun das dritte Jahr in Folge in der Bundesliga. Aus dem einst belächelten Aufsteiger ist eine Topadresse im österreichischen Fussball geworden. Ein Verein, der sich als Aus- und Fortbildungsverein über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht hat und sogar eine Rapid-Legende in die Provinz lockte. Was er zur Arbeit von Neo-Trainer Peter Schöttel sagt und wie er die neue Mannschaft einschätzt, erzählt der seit gestern 38-jährige Haas im S/N Interview.

S/N: Die ersten zwei Trainngswochen sind absolviert, dazu gab es am Freitag einen 8:0 Testspielsieg gegen Kufstein. Wie ist Ihr Eindruck vom Team?
Haas: Der ist sehr gut. Wir sind auf dem richtigen Weg. Wichtig ist jetzt, dass der Trainer so schnell wie möglich eine Mannschaft findet.

S/N: Mit Peter Schöttel ist nicht nur der Trainer neu, es gibt auch unzählige neue Spieler. Wie viel Risiko bringt so ein gravierender Umbruch?
Haas: Ich gehe ohne Bauchweh in die neue Saison. Weil ich davon überzeugt bin, dass wir ein gutes Kollektiv haben werden. Wir haben eine gute Mischung aus jungen und älteren Spielern. Aus Spielern, die über enormes Potenzial verfügen und Arrivierten wie Harry Pichler, Benjamin Sulimani oder auch Roman Wallner. Da sehe ich genug Qualität in der Mannschaft.

S/N: Wie lautet das Saisonziel?
Haas: Das werden wir rechtzeitig vor der Meisterschaft gemeinsam formulieren. Zuallererst ist es wichtig, dass der Trainer aus den Spielern eine Einheit formt. Wenn die steht, können wir weiterreden.

S/N: Ist Grödig ein Abstiegskandidat?
Haas: Natürlich wollen wir mit dem Abstieg nicht zu tun haben. Man kann immer träumen, wir können an uns selbst aber nur den Anspruch stellen, dass wir die Spieler weiterentwickeln wollen.

S/N: Aktuell stehen 19 Feldspieler plus drei Torhüter im Kader. Ist das Transferprogramm damit abgeschlossen?
Haas: Da muss ich ein wenig ausholen, denn für mich ist das eine neue Situation: Früher haben mir die Trainer immer gesagt, sie brauchen mehr Spieler. Jetzt ist es genau umgekehrt. Peter Schöttel meint, er ist zufrieden, so wie es ist. Die Antwort auf die frage lautet also: Wir können mit dem jetzigen Kader sehr gut leben. Aber wenn sich ein passender Spieler anbieten sollte, sage ich nicht Nein. Die Transferzeit ist noch lang.

S/N: Stichwort Schöttel: Er versprüht seit der ersten Trainingseinheit in Grödig extrem viel Optimismus. Wie ist Ihr Eindruck vom neuen Trainer?
Haas: Es ist unglaublich, mit wie viel Euphorie er die ganze Sache anpackt. Er hat einen riesigen Zugang zu den Spielern, die sind alle begeistert. Und auch wir beide arbeiten super zusammen.

S/N: Der SV Grödig ist in den vergangenen zwei Jahren für viele Spieler ein Sprungbrett zu größeren Vereinen gewesen. Purer Zufall?
Haas: Nein, bestimmt nicht. Wir haben in Grödig ja auch gar keine andere Wahl, als ein Ausbildungsverein zu sein. Das ist unsere Vereinsphilosophie. Wir versuchen deshalb, Leihgeschäfte so gut es geht zu vermeiden, weil die Spieler dann nie dem Verein gehören und damit auch nicht weiterverkauft werden können. Auch aus dem aktuellen Kader ist nur ein Torhüter (Alexander Schlager, Anm.) geliehen, für alle anderen haben wir eine Ablöse oder Ausbildungsentschädigung gezahlt. Dass diese Strategie bisher aufgegangen ist und wir als kleiner Verein schon die dritte Saison Bundesliga spielen, ist ein schöner Erfolg. Aber ich habe auch immer gesagt, dass ich den SV Grödig langfristig etablieren möchte.

S/N: Ihre Arbeit ist auch anderen Vereinen nicht verborgen geblieben. Gerüchte zufolge gibt es Versuche, Sie als Sportdirektor zu gewinnen.
Haas: Anfragen hat es gegeben, das will ich gar nicht abstreiten. Für mich gibt es aber nur den SV Grödig. Außerdem bin ich einer, der das nebenberuflich macht. Das Wichtigste für mich ist immer noch die Firma (A. Haas Schrott & Mettale GmbH, Anm.). Deshalb stellt sich für mich die Frage gar nicht.

Quelle: S/N